Der Wallensteingraben von Schwerin nach Wismar

Übersichtskarte des Wallensteingrabens zwischen Schwerin und Wismar
Übersichtskarte Wallensteingraben

Die Binnengewässer im Nordosten Deutschlands sind das größte und am meisten befahrene Sportbootrevier in Deutschland. Hier konzentriert sich nicht nur der Hausbootverkehr auf den Führerscheinfreien Gewässern. Auch gestandene Kapitäne und Bootseigner sowie viele Segler besuchen die Reviere.

Laut Verkehrsbericht der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wurden 2013 an der Oberen Havel-Wasserstraße mit den Schleusen Bischofswerder, Schorfheide, Zaaren, Regow, Bredereiche, Fürstenberg, Steinhavel, Wesenberg, Voßwinkel, Zehdenick, Liebenwerda sowie an den Wentow-Templiner und Lychener Gewässer 173.340 Sportboote geschleust. An der Müritz Havel Wasserstraßen mit den Schleusen Strasen, Canow, Diemitz und Mirow sowie an den Rheinsberger und Werbelliner Gewässern waren es 160.050 Sportboote.

Bei dieser großen Anzahl an Sportbooten ist zu vermuten, dass ein Teil der Skipper bis zur Ostsee fahren möchte. Die Wasserwege dorthin sind aber begrenzt. Entweder man nutzt den Weg über Oder und Stettiner Haff oder man muss über Elbe und Elbe-Lübeck-Kanal weit nach Westen ausholen. Beides zweifellos interessante Strecken aber eine Verbindung dazwischen wäre eine verlockende Alternative.

Diese Verbindung gab es bereits als Viechelnsche Fahrt vom Schweriner See nach Wismar. Die Motivation für den Bau dieses Kanals war freilich ein anderer. Wismar war eine wichtige Stadt im Salzhandel. Nachdem Lübeck durch die Stecknitzfahrt die Vorherrschaft im Salzgeschäft

übernommen hatte, versuchte man, dem etwas entgegenzusetzen und das wertvolle Lüneburger Salz auch über Wismar zu verschiffen. Da den Salztransport auf der Straße viele Schwierigkeiten hemmten, war jede noch so kleine Wasserstraße dem Landtransport überlegen. Für die Überwindung des Höhenunterschieds von 38 m zwischen dem Schweriner See und Wismar plante man 12 Schleusen. Die Arbeiten für den insgesamt etwa 20 km langen Wasserweg begannen ab 1577. Die genaue Fertigstellung ist nicht dokumentiert. 1593/94 passierten zumindest Schiffe den Kanal. Da die Schleusenwände aus unbefestigten Böschungen bestanden, rutschten diese bald ein, und die Schifffahrtsverbindung wurde nur wenige Jahre später aufgegeben. Die kurze Herrschaft Wallensteins als Herzog in Mecklenburg bescherte der Viechelnschen Fahrt eine Umbenennung in »Wallensteingraben«, obwohl eine Erneuerung des Wasserweges nicht erfolgte. Ideen zur Wiederinbetriebnahme gab es bis ins 20. Jahrhundert, ohne dass sie umgesetzt wurden. Aktuell ist der Graben für muskelbetriebene Boote begrenzt befahrbar, seine Tiefe beträgt aber teilweise nur 50 cm oder weniger, wie die Bilder zeigen. Im Jahr 2005 befasste sich die über 200-seitige Studie "Regionales Wassertourismuskonzept Schweriner Seengebiet" mit den wirtschaftlichen Bedingungen, Kosten und möglichen Varianten für den erneuten Ausbau der Verbindung. Im Ergebnis wurden eine touristische Belebung und Chancen für die gesamte Region ermittelt. Dabei ging man von Zahlen aus dem Jahr 2003 mit etwa 29.500 Bootsreisen im Gebiet des mecklenburgischen Binnengewässersystems aus. Die oben genannten Zahlen lassen eine erhebliche Zunahme vermuten. Ähnlich wie bei der Vision für den Saale-Elster-Kanal ging man hier von einem Hebewerk als touristische Attraktion aus, dass nicht nur von Wassertouristen besucht wird. Die Diskussionen für oder gegen den Ausbau gingen bis etwa 2011. Danach wurde das Vorhaben endgültig aufgegeben.


 

Hier einige Bilder vom heutigen Wallensteingraben an der Straßenbrücke zwischen Bad Kleinen und Hohen Viecheln.