Der 30-Punkte-Plan

Ich gebe zu, der 10-Punkte-Plan ist wirklich sehr verkürzt, deshalb ist diese Liste etwas ausführlicher. Dennoch können nicht alle Themen angesprochen werden. Es ist also durchaus möglich, dass Fragen offen bleiben.

 

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  • Legen Sie die Reisezeit fest. Je weiter Sie sich zeitlich von der Hauptsaison entfernen, umso günstiger wird der Bootspreis. (bis zu 50% von der teuersten zur günstigsten Saison). Bedenken Sie aber, dass die Fahrzeit pro Tag durch Dunkelheit und kürzere Schleusenöffnungszeiten eingeschränkt ist.
  • Wählen Sie ein Revier aus. Im Ausland können Sie auch ohne Bootsführerschein die Hausbootreviere befahren. Dafür ist die Anreise eventuell länger und aufwendiger. In Deutschland müssen Sie ohne Sportbootführerschein eine Charterbescheinigung "ablegen" und sind auf ausgewählte Hausbootreviere beschränkt.
  • Wie viele Personen Reisen mit? Planen Sie pro Person ein Kabinenbett. Den Salon sollten sie nur in Ausnahmefällen als Schlafplatz nutzen. Beachten Sie anhand der Bootsgrundrisse die Aufteilung mit Einzel- und Doppelbetten.
  • Gibt es weitere Faktoren bei der Crew zu beachten? Sind Crewmitglieder nicht mehr so gut zu Fuß oder reisen Sie mit größeren Hunden, achten Sie auf möglichst wenige Treppen an Bord, breite Laufgänge und vor allem einen bequemen Ein- und Ausstieg.
  • Besonders im Sommer ist es sehr von Vorteil, wenn das Boot einen Außensteuerstand hat, damit Sie nicht innen schwitzend steuern müssen, während es sich die Crew auf dem Sonnendeck bequem macht.
  • In der Vor- und Nachsaison kann eine Persenning, also ein Verdeck für den Außensteuerstand vorteilhaft sein. Diese Aufbauten haben aber auch Nachteile, das Boot ist deutlich höher und Sie müssen bei Brücken öfter das Dach abbauen. Außerdem ist die Rundumsicht besonders bei Regen deutlich schlechter.
  • Boote mit Bugstrahlruder sind bei Hafenmanövern für Einsteiger wesentlich besser zu manövrieren. Ein sehr sinnvolles Ausstattungsmerkmal, dass aber nicht jeden Fahrfehler des Skippers ausbügeln kann.
  • In der Vor- und Nachsaison ist eine gute Heizung wichtig. Die Qualitätsmerkmale bei den typischen Warmluftheizungen sind sehr verschieden und anhand des Katalogs nur schwer zu beurteilen. Ältere Systeme verbrauchen viel Strom und machen eine Menge Lärm, der vor allem nachts stört, wenn die Heizung durchläuft, weil es richtig kalt ist. Warmwasserheizungen sind geräuschlos und gut zu regeln, aber relativ selten auf den Booten installiert.
  • Schauen Sie bei den Anbietern oder Agenturen nach Sonderangeboten für die zusammengestellten Prioritäten. Last Minute Schnäppchen bieten nochmals Preisnachlässe.
  • Wenn Sie reguläre Angebote aus dem Katalog oder von der Webseite der Anbieter nutzen, dann lassen Sie sich am besten von drei Anbietern ein Angebot per E-Mail erstellen. Je nach Saison sind entsprechende Preisnachlässe möglich. Die Rabatte sind sehr vielfältig. (Frühbucherrabatt, Mehrwochenrabatt, Familienrabatt, Flottenrabatt, Stammkundenrabatt, Pärchenrabatt, Seniorenrabatt, Drei-Generationen-Rabatt)
  • Prinzipiell macht es keinen großen Unterschied, ob Sie direkt bei einem Hausbootanbieter oder über eine Agentur buchen. Da Agenturen meistens Boote von mehreren Charterunternehmen anbieten, ist hier die Auswahl häufig größer. Gegebenenfalls können Sie weitere Leistungen für die Anreise buchen. Für einen Bootscharter im Ausland kann die Buchung bei einer deutschen Agentur von Vorteil sein. Aber auch direkt beim Vermieter kann man Transfers zum Boot und Komplettleistungen buchen.
  • Zeitnah zur Buchung müssen Sie Ihren Versicherungsschutz festlegen. Eine Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung ist immer Standard und Pflicht bei der Buchung. Allerdings müssen Sie eine Kaution in Höhe von ca. 1.000 bis 2.000 Euro meist in bar hinterlegen und es verbleiben verschiedene Risiken im Falle des Eigenverschuldens bestehen.
  • Eine Reiserücktrittskostenversicherung schützt Sie bei begründeter Stornierung oder Reiseabbruch. Beachten Sie, dass bei "gewöhnlichen" Reiserücktrittskostenversicherungen Reisen mit Charterbooten als gemietetes Objekt nicht immer versichert sind. Bei entsprechenden Versicherungen wird auch meist zwischen dem Ausfall des Skippers und dem Ausfall einzelner Crewmitglieder unterschieden. Die Versicherung ist bei frühzeitigen Buchungen sinnvoll, bei Last-Minute-Angeboten dagegen entbehrlich.
  • Mit einer Kautionsversicherung reduzieren Sie die hohe Kaution meist auf 100.- bis 200.- Euro. und müssen diese nicht hinterlegen. Das gibt moralische Sicherheit. Beachten Sie aber, dass kleinere Schäden wie defekte Fender oder kleinere Kratzer meist in diesem Bereich liegen und somit dennoch aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Zur Sicherheit ist die Versicherung dennoch empfehlenswert bei den ersten Törns, wenn Sie noch keine Erfahrungen haben.
  • Mit einer zusätzlichen Skipper-Haftpflichtversicherung schließen Sie die meisten Restrisiken aus. Das betrifft vor allem die Deckung von grober Fahrlässigkeit und Ansprüchen der Crewmitglieder. Das ist besonders interessant, wenn Sie mit Freunden und Bekannten unterwegs sind. Bei Geld und Schäden hört die Freundschaft schnell auf.
  • Alle anderen Versicherungen sind in der Regel entbehrlich. (Skipper-Rechtsschutzversicherung, Skipper-Insassenunfallversicherung, Insolvenzversicherung, Reisepreisabsicherung, Charter-Folgeschadenversicherung, Charter-Beschlagnahmeversicherung)
  • Legen Sie bei der Buchung weitere Extras fest: Eine Endreinigung ist sinnvoll, wenn Sie nicht gern putzen oder bei der Abreise zeitlich gebunden sind. Bettwäsche und Handtücher kann man bei Anreise mit dem Auto gut mitnehmen, bei Anreise mit dem Flugzeug buchen Sie diese besser mit. Proviantservice kann vor allem bei Anreise ohne Auto sehr sinnvoll sein. Fahrräder ist so eine Sache. Wir haben diese noch nie gebucht oder benötigt, wir wollen ja Bootfahren. Manche möchten die Fahrräder aber nicht missen. Ein Beiboot ist besonders beim Schleusen ein lästiges Anhängsel. Für die ersten Törns würde ich das nicht empfehlen. Einwegfahrten machen die Strecke abwechslungsreicher, weil Sie nicht alles wieder zurückfahren müssen. Denken Sie aber daran, wie Sie wieder zum Auto kommen, oder dieses vor dem Ablegen umparken können.

 

Packen

  • Diese Dinge sollten Sie auf keinen Fall vergessen: Reiseunterlagen, wenn sie diese per Post erhalten haben, Ausweise, Geld-und Kreditkarten, Fernglas, feste Bootsschuhe, warme und regenfeste Kleidung und Bettwäsche, wenn diese nicht vom Vermieter gestellt wird. Eine umfangreiche Mitnahmeliste finden Sie unter Downloads.
  • Bedenken Sie unbedingt, dass die empfundene Temperatur auf dem Boot 5-10 Grad unter der tatsächlichen Temperatur an Land liegt. Auch im Hochsommer sollten Sie nicht auf warme und windabweisende Kleidung verzichten, wenn Sie nicht gerade in den südlichen Regionen Europas unterwegs sind.
  • Rechnen Sie in den meisten Revieren damit, dass es auch einmal regnen kann. In der Schleuse können Sie nicht erst auf schönes Wetter warten, bis Sie weiterfahren.
  • Ihre Schuhe sollten bequem und rutschfest sein und eine helle Sohle haben, damit Sie keine schwarzen Streifen verursachen.
  • Verstauen Sie Ihre Sachen in möglichst flexiblen Taschen, die an Bord in den Stauräumen verschwinden können. Hartschalenkoffer sind dafür denkbar ungünstig.
  • Vergessen Sie nicht einige stabile Einkaufstauschen oder Rucksäcke für die Einkäufe. Supermärkte sind zwar meist in Hafennähe zu finden, dennoch können Sie nicht mit dem Einkaufswagen bis zum Boot fahren.
  • Für Praktiker kann eine kleine Rolle Draht, ein Seitenschneider, eine Flachzange und eine Rolle Klebeband die Lösung für kleinere technische Probleme sein.
  • Erwarten Sie viele Schleusenwärter im gewählten Revier, kann eine Sammlung von Euromünzen als Lohn für das Schleusen hilfreich sein, damit das Kleingeld nicht ausgeht.
  • Haben Sie einen leichten Schlaf, können Ohrstöpsel für die nötige Ruhe sorgen, wenn der Wellenschlag beharrlich gegen die Bordwand klopft.

 

Bootsübernahme

  • Bei der Bootsübernahme stehen zunächst die Formalitäten im Büro der Basis an, also der Check-in. Die gebuchten Leistungen werden abgeglichen, Sie müssen die Kaution hinterlegen und erhalten eventuell Ausrüstungsgegenstände, falls diese nicht bereits an Bord sind. Wenn Sie den Charterschein ablegen müssen, wird die theoretische Einweisung häufig zusammen mit anderen Urlaubern durchgeführt.
  • Beim praktischen Teil der Bootsübernahme erfolgt zunächst die Einweisung in die Bedienung des Bootes und die Technik sowie die Überprüfung der Vollständigkeit der Ausrüstung anhand einer Checkliste. Als Einsteiger beziehen Sie unbedingt Crewmitglieder ein. Was im Moment der Erklärung eindeutig ist, wird häufig ein paar Stunden später zum Rate-Quiz. Je nach Kenntnisstand schließt sich daran eine Probe- und Übungsfahrt an. In der Hochsaison an großen Basen kann auch der praktische Teil im Team durchgeführt werden. Im Ausland kann das auch in Englisch erfolgen.
  • Prüfen Sie das Boot vor allem außen sehr gründliche auf Beschädigungen: luftdichte Fender, Kratzer und Schäden am Boot außen, keine verbogenen Reling-Elemente, Bootshaken, Anker. Lassen Sie sich in der Vor- oder Nachsaison die Heizung genau erklären. Die Bedienung ist manchmal etwas eigenwillig. Nach der Einweisung muss klar sein, welche genauen "Wartungsarbeiten" durchgeführt werden müssen. Dazu gehören z.B. die Reinigung der Seewasserfilter, Kontrolle des Ölstandes und des Wasseraustritts aus dem Auspuff nach dem Motorstart. Die Anforderungen sind bei den Booten verschieden. 
  • Prüfen Sie, dass Sie entsprechende Gewässerkarten, ein Fernglas sowie eine Notrufnummer des Vermieters haben.

 

Jetzt gehört das Boot ihnen und der Urlaub kann beginnen.