Mit dem Hausboot zu Gast


Leider haben nicht alle Weltenbummler die Grundhaltung der gegenseitigen Toleranz und Rücksichtnahme angenommen oder sind so schlechte Manieren gewöhnt, dass sie durch ihr Verhalten für einen negativen Ruf des Touristen sorgen. Das gilt für alle Tourismusbereiche und der Hausbootbereich ist davon nicht ausgenommen, obwohl ein unpassendes Verhalten wirklich selten vorkommt, schließlich sitzen alle „im gleichen Boot" und haben gleiche oder ähnliche Wünsche und sind mit gleichen oder ähnlichen Anforderungen konfrontiert. Der Urlaub oder die Freizeit auf dem Wasser sollten neben Entspannung und Erholung auch Zeit für Freundlichkeit ermöglichen. Jeder grüßt alles und jeden, das schafft Gemeinschaft.

 

Angepasste Geschwindigkeit

 

Leider habe ich auf dem Wasser und dem angrenzenden Land Bootsrowdys kennenlernen müssen, über die man nur den Kopf schütteln konnte. Ein häufiges Problem ist eine nicht angepasste und zu hohe Geschwindigkeit. Halten Sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen – dem Kanal, den Anglern und den anderen Booten zuliebe. Rücksicht gebührt auch „schwächeren" Wassersportlern. Dazu gehören Ruderer, Paddler, Kanuten, Segelboote oder festgemachte Boote am Ufer, die durch eine große Heckwelle nicht nur belästigt, sondern auch gefährdet oder beschädigt werden können. Besonders kleine Segelboote sind häufig mit Jugendlichen besetzt, die noch an ihrer Segelerfahrung arbeiten. Ein ausreichender Abstand und die Reduzierung der Geschwindigkeit sind nicht erst kurz vor einem kleineren Boot angebracht. Die Heckwelle läuft 200 bis 300 m nach. Wie sich eine solche Welle „anfühlt", können Sie erleben, wenn ein schnell fahrender Gleiter Ihren Weg kreuzt. Obwohl die Boote meist kleiner als Ihr eigenes sind, werden durch die Gleitfahrt starke Wellen erzeugt. Wenn Sie diese längsseits mitnehmen, anstatt dagegen zu kreuzen, könnte das den Tisch im Salon abräumen.

Seien Sie rücksichtsvoll gegenüber den zahlreichen Anglern am Ufer. Reduzieren Sie die Geschwindigkeit und weichen Sie den ausgeworfenen Angelleinen aus, wenn das möglich ist und die eigene Fahrt nicht gefährdet. Die Angler werden, wenn auch mit Murren, ihre Leinen einholen, denn keiner will, dass sich die Angelleine im Propeller wiederfindet. Die Betätigung des Horns ist keinesfalls förderlich für die gegenseitige Akzeptanz. Manchmal ist es allerdings schwierig, die Angler im hohen Ufergras oder hinter Brückendurchfahrten überhaupt rechtzeitig zu sehen. Die angestrebte Rücksichtnahme lässt sich unter Umständen erst im letzten Augenblick verwirklichen. Auch wenn der Angler am Ufer tobt, sollten Sie dann auf keinen Fall hektische und unüberlegte Ausweichmanöver starten, die womöglich das ganze Boot in Gefahr bringen.

 

An den richtigen Stellen anlegen

 

Sie können an vielen Stellen anlegen, aber eben nicht überall. Deshalb sollten Sie sich die auserwählte Anlegestelle genau ansehen. Viele Steganlagen oder Uferbereiche sind privat oder gehören örtlichenWassersportvereinen und sollten entsprechend gekennzeichnet sein. Wenn Sie trotzdem anlegen, ist Ärger programmiert. Leider sind die Kennzeichnungen nicht immer eindeutig zu sehen. Sehr hilfreich sind Anleger mit Gastliegeplätzen, dann sind Sie auf der sicheren Seite. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass diese kostenfrei sind. Auf jeden Fall müssen Sie sich rechtzeitig beim Hafenmeister melden, bevor Sie den Liegeplatz für den nächsten Stadtbummel verlassen. Ist das Büro nicht besetzt, versuchen Sie es später erneut. Der Hafenmeister wird Ihnen einen Liegeplatz zuweisen oder den gewählten bestätigen und gegebenenfalls Gebühren kassieren. Diese können sehr unterschiedlich sein.Von kostenfrei bis an die 20 € pro Nacht sind möglich, wenn Boot, Personen, Wasser, Strom und eventuelle Haustiere abgerechnet werden. Das ist manchmal für einen tollen Liegeplatz mit allen Anschlussmöglichkeiten gerechtfertigt, bei anderen fühlt man sich eher ausgenommen. Unter diesen Aspekten macht eine Klassifizierung der Hafenanlagen und Services durchaus Sinn.

Besondere Rücksicht ist in stark belegten Häfen vonnöten, in denen Sie im „Päckchen" festmachen müssen, also nicht direkt am Steg, sondern an einem anderen Boot, weil alle Plätze belegt sind. Es gehört sich, zu fragen, ob die andere Crew das Anlegen erlaubt. Beim Landgang geht man leise und rücksichtsvoll über das fremde Boot. Dass insbesondere in Marinas die Hafen- oder Bordtoilette benutzt werden muss, dürfte sich von selbst verstehen.

 

Reisen mit Hunden

 

Viele Crews sind mit ihren Hunden unterwegs, da ein Hausbooturlaub gute Voraussetzungen für das Reisen mit Hunden darstellt. Das Verständnis für Hunde ist landestypisch verschieden. Während Frankreich und Großbritannien sehr hundefreundlich sind, ist es in den Niederlanden und vor allem in Italien problematischer. Deutschland nimmt eher eine Mittelstellung ein. Hier sind manchmal laute Kinder unbeliebter als der Vierbeiner. Wichtig sind die erforderlichen Impfungen für den Hund sowie die notwendigen Papiere, vor allem ein offizieller Heimtierausweis mit der eingetragenen Prophylaxe.

Je nach Charakter Ihres Hunden planen Sie ausreichend Zwischenstopps ein, damit der Hund nicht in höchster Not sein Geschäft gleich auf dem Steg verrichtet, sondern bis zur nächsten Hundewiese durchhält.

 

Freundlichkeit beim Schleusen

 

Ein weiteres Thema der gegenseitigen Rücksichtnahme ist das Schleusen. Die Einfahrt in die Schleuse erfolgt bei gleichrangigen Booten in der Reihenfolge der Ankunft vor der Schleuse, bei unterschiedlichen Bootsklassen in der Reihenfolge: Berufs- und Fahrgastschiffe, Hausboote, Segler und zuletzt die kleineren Boote wie Paddel- und Ruderboote sowie Kanus. Stoppen Sie die Maschine in der Schleuse, wenn kleine Boote mit schleusen. In Deutschland und Frankreich sind die Schleusenkosten im Charterpreis enthalten. Dennoch freut sich der Schleusenwärter über eine kleine Gabe. Verbunden mit einem freundlichen Gruß und einem Danke kann schnell ein interessantes Gespräch entstehen, was nicht nur die Schleusenzeit verkürzt, sondern auch nützliche Informationen liefern kann. Ein schnelles Überholen des Vorausfahrenden, um einen vorderen Schleusenplatz zu ergattern, entspricht ebenfalls nicht der wassersportlichen Fairness.

 

Umweltgerechtes Verhalten

 

Abschließend möchte ich auf ein umweltgerechtes Verhalten hinweisen. Dazu gehört die vorschriftsmäßige Müllentsorgung und das Sauberhalten von Rast- und Anlegeplätzen ebenso wie die Rücksichtnahme gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt auf dem Wasser sowie am Ufer. Küchenabfälle gehören keinesfalls über Bord; auch dann nicht, wenn Sie der Meinung sein sollten, dass sich die Fische noch das Beste davon schnappen können. Milchprodukte entziehen dem Wasser Sauerstoff und sind für fischreiche Gewässer besonders schädlich.

 

Alkohol am Steuerrad?

 

Seien Sie sich bewusst, dass auf dem Wasser in Deutschland die gleiche Promille-Grenze wie im Straßenverkehr gilt, also 0,25 mg/l oder mehr Alkohol in der Atemluft oder 0,5 Promille oder mehr Alkohol im Blut sind strafbar. Das kann auch durch die Wasserschutzpolizei kontrolliert werden. Auf den Grenzgewässern Oder, Westoder  und Lausitzer Neiße gilt eine Grenze der Blutalkoholkonzentration von nur 0,2 Promille.

Das gilt nicht nur für den Schiffsführer sondern auch alle anderen Personen an Bord, die vorübergehend selbstständig den Kurs und die Geschwindigkeit des Fahrzeugs bestimmen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass es sich beim Ankern um ein Manöver handelt und das Schiff dabei nicht stillliegt. Die Besatzung muss somit fahrtüchtig bleiben.

Halten sie sich also zurück beim Brückenschnaps, Schleusenschnaps, Soundsoschnaps ...

 

Tragen Sie dazu bei, dass die Hausbootfahrer gern gesehene Gäste sind!