2018 haben wir es endlich geschafft: Die "Große Runde" ist eine Rundfahrt über Elde, Havel und Elbe durch Mecklenburg und Brandenburg, ohne dass man einen Streckenabschnitt zurückfahren muss.
Da die Strecke mindestens 600 km lang ist, braucht man am besten drei Wochen Zeit. Dann kann man die Strecke entspannt zurücklegen oder noch ein paar kleine Abstecher einbauen.
Wir nahmen uns drei Wochen Zeit und befuhren zusätzlich die Neuruppiner Gewässer und den Schweriner See. Es war wie eine kleine Weltreise mit kleinen und großen Abenteuern. Fast hätte uns das Niedrigwasser auf der Elbe die Tour zunichte gemacht. Mit Risiko und Glück haben wir es dann doch geschafft.
Von der Reise kann ich natürlich viel mehr berichten, als dieser kurze Blog vermitteln kann. Deshalb gibt es den ausführlichen Tourbericht mit vielen Tipps und Hinweisen jetzt im neuen Buch "Time-out. Die große Hausbootrunde durch Mecklenburg und Brandenburg".
(Quelle Aqua Sirius: www.aquasirius.de)
Unsere Yacht von Yachtcharter Schröder:
Marco 860 AK "Time-out" 9,00 m x 3,05 m x 0,80 m
https://www.yachtcharter-schroeder.de/seite/103081/marco-860-ak-time-out.html
Das Boot bietet eine Heckkabine mit Doppelbett sowie im Vorschiff einen Salon, der als Schlafmöglichkeit umgebaut werden kann. Auf längeren Touren ist eine Belegung mit max. 2 Personen zu empfehlen. Mit der leicht abnehmbaren, dreiteiligen Persenning ist das Boot für schönes Wetter im Sommer ideal.
Ausgangshafen Marina Plau am See
Positive Erfahrungen:
Nicht optimal:
Wir übernahmen das Boot an einem Samstag Nachmittag in Plau am See. Da die Marina wenig Romantik bietet und bestes Sommerwetter herrschte, fuhren wir noch am Nachmittag über den Plauer See bis Malchow und machten nach der Drehbrücke am Rastplatz Malchow hinter dem Straßendamm fest.
Am zweiten Tag ging es über die großen Seen, einschließlich der Müritz. Das Wetter war sommerlich heiß, dennoch gab es einige Wellen auf der Müritz, die unsere Time-out ganz schön zum Schwanken brachten, wenn sie uns von der Seite erwischten. Deshalb mussten wir auf dem Weg zum Zwischenstopp in Röbel immer wieder gegen die Wellen kreuzen.
Von Röbel querten wir nochmals die Müritz bis zum Bolter Kanal am Ostufer. Von hier führte früher der Schifffahrtsweg über den Bolter Kanal und eine kleine Seenkette bis Mirow, als es den Mirower Kanal noch nicht gab. Die Einfahrt in den Kanal ist aber noch möglich und am langgezogenen Holzsteg gibt es sehr schöne Liegeplätze.
Am nächsten Tag querten wir die südliche Müritz und steuerten Richtung Kleinseenplatte. Entgegen allen Erwartungen waren wir in der Mirower Schleuse das einzige Boot. Erwischt hat es uns dann an der Schleuse Strasen. Hier mussten wir rund drei Stunden warten, die Boote standen bis in den großen Pälitzsee.
Mit der letzten Gegenschleusung kam uns der Wasserkiosk von Jens Winkelmann entgegen. Wir hätten ja gern etwas gekauft, aber dafür wollten wir nach der langen Wartezeit unseren Schleusenplatz nicht aufgeben.
Am späten Nachmittag erreichten wir das Ende der Kleinseenplatte und legten in Fürstenberg an. Entgegen der Größe und Weite der Oberseen boten die kleineren Seen zwischen Mirow und Fürstenberg deutlich mehr Abwechslung. Nach Fürstenberg hat die Havel einen sehr gewundenen und natürlichen Verlauf bis Mildenberg.
Den Ziegeleipark in Mildenberg konnten wir aus Zeitgründen nicht besuchen. Auf Mildenberg folgte Zehdenick mit schönem Stadthafen. Danach verläuft der Voßkanal bis Liebenwalde, unserem Abendziel, relativ gerade und ist weniger interessant.
Am nächsten Morgen war es nur ein kurzes Stück bis zum Oder-Havel-Kanal. Dieser führt breit und gerade in Richtung Oranienburg. Hier herrschte auch reger Berufsschiffverkehr. An der Schleuse Lehnitz mussten wir erneut eine recht lange Wartezeit in Kauf nehmen, da der Schleusenvorgang an der großen Schleuse recht lange dauerte und die Berufsschiffe Vorfahrt hatten, sodass wir zwei Schleusenvorgänge abwarten mussten.
Nach der Schleuse und dem folgenden Lehnitzsee bogen wir in die Oranienburger Havel ein und machten im Schlosshafen fest. Dieser befand sich unmittelbar neben dem Schloss Oranienburg, war aber recht neu und lag deshalb ohne Schatten in der sengenden Sommerhitze. Am Nachmittag besuchten wir den Schlosspark und am nächsten Vormittag nahmen wir an einer Schlossführung teil.
Da wir die Seenplatte in wenigen Tagen hinter uns gelassen hatten, erlaubten wir uns den Abstecher in die Neuruppiner Gewässer. Dazu mussten wir zunächst die Havel bis zum Oder-Havel-Kanal zurückfahren, um dann über den Oranienburger Kanal bis zum Neuruppiner Kanal zu gelangen. Dieser Kanal besteht aus langen und schmalen Kanalstücken und erfordert etwas Geduld, bevor man in abwechslungsreichere Gegenden dieser Gewässer gelangt. Aufgrund der Schleusenzeiten mussten wir vor der Schleuse Altfriesack übernachten.
Neuruppin ist die größte Stadt am gleichnamigen See, der nicht sehr breit aber immerhin rund 15 km lang ist. Für einen Kurzbesuch legten wir am Stadthafen Neuruppin an und fuhren dann bis nach Lindow. Nach dem See folgte das landschaftlich schönste Gebiet dieser Gewässer. Wenn man hier ist, sollte man also unbedingt bis Lindow fahren, einem ebenfalls schönen Ort mit einer historischen Klosteranlage am Wutzsee auf der anderen Seite des Ortes.
Am folgenden Tag ging es die Strecke zurück bis nach Oranienburg. Bei entsprechend langen Fahrzeiten benötigt man also mindestens drei Tage für diese Gewässer. Den Anleger am Oranienburger Kanal erreichten wir erst am frühen Abend mit der letzten Schleusung an der Schleuse Tiergarten am Ende des Neuruppiner Kanals.
Am nächsten Morgen waren wir bereits acht Uhr an der Schleuse Pinnow, die uns wieder den Weg zum Oder-Havel-Kanal freigab. Kurz danach machten wir in der Marina Havelbaude fest. Wir mussten unser Boot erst einmal wieder auf Vordermann bringen, bevor es weiterging. Wir hatten ein kleines Stromproblem an Bord, da wir drei Tage ohne Landstrom unterwegs waren, das Trinkwasser im Tank war fast alle und im Dieseltank sah es auch nicht viel besser aus. In der Marina Havelbaude gab es dies alles. Nach einer Woche Fahrt war auch ein Grobreinigung des Bootes fällig. Zwei Stunden später war alles erledigt, einschließlich eines ausgiebigen Frühstücks an Bord und wir konnten Richtung Berlin aufbrechen. Da die Schleuse Spandau wegen einer Havarie gesperrt war, mussten wir den kleinen Umweg über den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal und die Spree mit den Schleusen Plötzensee und Charlottenburg nehmen.
Zurück auf der Havel war es nur ein kurzes Stück bis zu den Havelseen um den Großen Wannsee. Bei bestem Sommerwetter waren an diesem Sonntag wohl alle Boote auf dem Wasser. Im Gegensatz zu den ruhigen Gewässern um Neuruppin ein regelrechter Großstadtverkehr. Der breite Havelverlauf reicht bis zur Glienicker Brücke bei Potsdam.
Um den Jungfernsee gruppieren sich die Schlösser und Gärten Potsdams aus verschiedenen Epochen in einer europäischen Einmaligkeit. Über mehrere Königsgenerationen wurden die Bauten ergänzt.
Am Tiefen See bei Potsdam blieben wir zwei Tage, um wenigstens einige der kulturellen Highlights von Potsdam zu besuchen. Unser Liegeplatz beim Potsdamer Seesportclub befand sich direkt am Park Babelsberg gegenüber dem Hans-Otto-Theater von Potsdam.
Werder an der Havel war von Potsdam nur eine kurze Tagesetappe von knapp zwei Stunden. Die Altstadt auf einer Insel ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Unser Anlaufpunkt, der Yachthafen Scheunhornweg, befand sich direkt gegenüber der Altstadt.
Nächster Anlaufpunkt war Brandenburg an der Havel. Hier hat es am nächsten Morgen zum ersten Mal intensiv geregnet. Bereits in der Nacht hatten wir eine kleine Aufregung, weil sich der Regen als kleines Rinnsal den Weg durch die Gagefenster und über ein Ablagebord bis zu unseren Kopfkissen gebahnt hatte. Am späten Vormittag war der Spuk vorbei, die Sonne schien wieder.
Die "Waldmöpse", eine Erinnerung an den hier geborenen Komiker Vicco von Bülow, alias Loriot, führen die Besucher durch die Stadt. Von ihnen gibt es inzwischen über ein Dutzend.
Von Brandenburg gelangten wir am nächsten Tag auf der Havel über Premnitz bis Rathenow. Die "Stadt der Optik" hat sich vor allem als Standort der optischen Industrie einen Namen gemacht. Rathenow gilt als Wiege der industriellen optischen Produktion. Der Optikpark erinnert noch heute an diese Geschichte.
In unmittelbarer Nähe der Stadtschleuse steht auch das größte barocke Sandsteindenkmal Norddeutschlands als Andenken an den Sieg des Großen Kurfürsten über die Schweden. Nach der Stadtschleuse führte uns der Havelarm noch ein Stück durch die Stadt, bevor wir über die Haupthavel am nächsten Tag nach Havelberg gelangten. Die kleine Stadt hat als Bischofssitz eine große Vergangenheit. Die Altstadt liegt auf einer Insel in der Havel.
Nach Havelberg nahm unsere Reise einen dramatischen Verlauf. Wegen des Niedrigwassers auf der Elbe war die Fahrt eine echte Herausforderung und wäre fast zur Sackgasse geworden. Die kleine "Flutwelle" vom Regen, der uns in Brandenburg einen halben Tag festhielt, brachte gerade ausreichend Wasser, um durch die Schleuse in Dömitz wieder in den staugeregelten Bereich der Elde zu gelangen.
Bei der Fahrt auf der Elbe mussten wir uns genau im Fahrwasser halten. Dort war die Elbe noch ausreichend tief, aber in der Mitte des Flusses gab es an manchen Stellen kaum noch Wasser. Der Berufsschiffsverkehr war bereits eingestellt.
Nach einer anstrengenden Fahrt von 80 km und ständigen Fahrwasserwechseln von einer zur anderen Uferseite erreichten wir am Abend Dömitz. Die Nacht brachte dann nochmals einige Zentimeter mehr Wasserstand, sodass wir am nächsten Morgen geradeso in die Schleuse einfahren konnten. Was wir damals noch nicht wussten: Drei Tage hielt die "kleine Flut". Danach sanken die Pegel auf historische Tiefstände und erreichten erst Anfang November wieder vergleichbare Werte, die eine Schleusung für unseren Tiefgang ermöglicht hätten.
Nach dieser glücklich überstandenen Herausforderung konnten wir die Schönheit der Natur wieder genießen. Die Elde ist in ihrem Unterlauf südlich von Grabow am reizvollsten. Am natürlich wirkenden Flussverlauf gibt es mehrere idyllische Anleger. Wir entschieden uns für den Anleger Neu-Göhren.
Am nächsten Tag rasteten wir zum Mittag in Grabow, der Stadt der Schaumküsse. Hier führen kleine und schön gearbeitete Bronzeskulpturen durch die historische Innenstadt. Für die Nacht legten wir im Bootshafen Neustadt-Glewe unterhalb der alten Burg an. Der schöne Hafen und der freundliche Service machen diesen Anleger zu einer Empfehlung.
Zwei Tage Reserve blieben uns noch auf der Tour, die wir für einen Kurzbesuch des Schweriner Sees nutzten. Den See erreichten wir vom Eldedreieck über den langen und geraden Störkanal. Da wir es bisher noch nicht bis zum Außensee geschafft hatten, fuhren wir bis zur Marina Bad Kleinen.
Bis zum Mittag des folgenden Tages hatten wir Schwerin erreicht. Ein halber Tag für die Landeshauptstadt ist zweifellos zu kurz, und reicht nur für einige Impressionen rund um das "Märchenschloss".
Allmählich näherte sich unsere Reise dem Ende. Den langen Störkanal mussten wir mit Geduld hinter uns bringen, vorbei am Eldedreieck bis nach Parchim.
Die letzte Tagestour ging nochmals über 50 km mit 5 Schleusen von Parchim bis Plau am See. Als Zwischenstopp bietet sich auf dieser Etappe die Bierstadt Lübz an.
Am Leuchtturm des Fischerhafens hatten wir wieder den Plauer See und damit den Ausgangspunkt erreicht. Nach über 800 km ging eine lange Reise mit vielen Erlebnissen und Eindrücken glücklich zu Ende. Die Vielfältigkeit der einzelnen Reviere mit einsamen Naturbereichen, lebhaften Städten, kulturgeschichtlichen Highlights und den zahlreichen Wasserbauwerken machen diese Tour so spannend und abwechslungsreich. In Erinnerung bleibt ein Erlebnis der besonderen Art.
© 2019 Torsten Krone